Samstag, 8. Januar 2011

Die größte Lüge

Wieder einmal etwas Kritisches von mir. Der Gedanke hierzu kam mir bei einem Gespräch zwischen mir und meiner beste Freundin:
ICH: Guten Morgen!
SIE: Hey! Ich denke, ich spare mir die elendige Wie-gehts-Frage, aber nen Guten Morgen wünsche ich trotzdem.
ICH: Hey du.
Finde ich sehr lieb, dass du dir die Frage sparst. Ob der Morgen gut ist, muss ich mir noch mal überlegen, aber danke.

SIE: Ja, manchmal ist es einfach besser, wenn man es einfach lässt. Antworten auf diese Frage sind eh manchmal die größten Lügen. Und ja, gibt dem Tag die Chance gut zu werden.
ICH: Ja, die größte Lüge ist echt: Mir geht's gut! Aber ehrlich, das wollen die anderen ganz oft nicht wissen...
Ja, ich geb ihm die Chance, aber bisher sieht es finster aus für den Tag!

So kam es, dass ich diesen Text verfassen wollte. Mir ist schon oft aufgefallen, wie oft die Aussage „Mir geht’s gut“ eine Lüge ist, wie oft ich es sage, ohne dass es der Wahrheit entspricht! Oder auch „Es ist nichts!“ Grade jetzt wieder. Ich bin genervt und mein Bruder labert mich mit Dingen zu, die mir grade herzlich wenig interessiert. Er fragt: „Was ist los?“ Ich antworte: „Nichts!“ Stimmt nicht, aber egal.

Um nun noch mal darauf zurück zu kommen mit der „Mir geht’s gut“-Lüge… Ich denke es ist eine Art Schutzreaktion! Oft wird man gefragt „Wie geht’s dir?“ und so weiter, aber letzten Endes wollen viele die Antwort nicht wissen. Wenn man dann sagt: „Mir geht’s schlecht.“ Kommt im besten Fall ein „Wieso denn?“ und im schlimmste nichts mehr oder nur „Oh!“ Wenn dann die Nachfrage kommt und man es erklärt hat man das Gefühl, dass es das Gegenüber nicht interessiert und wieder ist die Antwort auf die Erklärungen „Oh.“ oder „Das tut mir leid.“ ect. Geholfen ist einem auch nicht und man hat sinnlos etwas erklärt, also sagt man einfach „Mir geht’s gut.“ Und fertig, keine Nachfragen, keine Erklärungen. Das ist was die Leute hören wollen. Klar, es ist eine Lüge, aber es macht so vieles einfacher.

In gewisser Art und Weise zeigt es doch mal wieder, wo unsere Gesellschaft bitte steht! Keinen interessieren die Gefühle des anderen wirklich, jedenfalls nicht, wenn man sich nicht wirklich nahe steht und das finde ich bitter. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich finde es bitter. Ihr könnte jetzt auch gerne sagen, dass ich das zu eng sehe, aber ich weiß nicht, mich stört es, dass man sich so wenig für die Mitmenschen interessiert. Natürlich, jeder hat seine eigenen Probleme und ich sag ja auch nicht, dass man nicht an sich selbst denken sollte, aber eben nicht nur, sonst auch mal etwas an die anderen.

Jess, im Januar 2011

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